
Stand: 23.05.2023 14:26 Uhr
Spannende Begegnungen verspricht der Deutsche Mühlentag 2023 in Sachsen-Anhalt. In Plossig treffen Sie Menschen, die eine Mühle versetzten. In Brehna bei Halle zeigt die Müllersfamilie selbst das Erbstück. Ebenso in Klein Quenstedt bei Halberstadt, wo es Führungen für Kinder durch die Wassermühle gibt. Auch in Abbenrode wird das alte Handwerk am Pfingstmontag groß gefeiert. Wer lieber selber in die Spur geht, könnte als Archäologe die Regensteinmühle bei Blankenburg im Harz erwandern. Das sind unsere fünf Empfehlungen für einen Familienausflug mit den Service-Infos.

Rund um die Wassermühle "Otto" in Abbenrode im Harz wird der Deutsche Mühlentag 2023 wieder groß gefeiert.
Annaburg: Bockwindmühle von Plossig
Das Schöne an Bockwindmühlen ist, man kann sie versetzen. Wenn man viel Kraft und Nerven hat. Der GFT Mühlen- und Dampfmaschinenverein ließ nicht locker und holte die rund 250 Jahre alte Mühle aus dem 20 Kilometer entfernten Schweinitz nach Plossig im Landkreis Wittenberg, um sie zu retten. In fein nummerierten Einzelteilen und nicht im besten Zustand, versteht sich. Sechs Jahre und viele Förderanträge später wurde sie zum Deutschen Mühlentag 2022 saniert und mahlfertig übergeben. 2.000 Leute kamen, wie Bernd Seidel erzählt: "Die Leute haben uns fast überrannt."
Auch 2023 ist der GFT wieder dabei und öffnet die Bockwindmühle für Führungen. So es der Wind zulässt, wird sie auch zusammen mit dem Mahlgang durch einen Müllermeister der alten Schule in Bewegung gesetzt, verspricht Seidel. Nur Brotbacken könne man vor Ort noch nicht, der Bau eines Ofens sei aber das nächste Projekt, um den Weg vom Korn zum Brot zu zeigen.
Flaute müssen E-Biker nicht befürchten, der Verein hat gerade eine Fahrradladestation und außerdem eine Schutzhütte errichtet. Der Mühlenhof liegt am Annaburger Zweistromweg, der wiederum eine Verbindung zwischen dem Elberadweg bei Prettin und dem Schwarze-Elster-Radweg in Löben herstellt. Bockwindmühlen gab es in der Region einige, wie Bernd Seidel erzählt. Ein Dorf ohne Mühle sei eigentlich kein richtiges Dorf gewesen. Recherchieren lässt sich dazu im Archiv des letzten Mühlenbaumeisters der Region, Helmut Schenke. Die Aufarbeitung dieses lokalen Kulturerbes ist ebenfalls ein Vereinsprojekt, das in eine Ausstellung auf dem Mühlenhof münden soll. Ein Besuch in Plossig bei Annaburg lohnt sich also immer wieder aufs Neue.
Weitere Informationen
Mühlenhof Plossig
Plossig, OT Annaburg
Lebiener Str. 49 b
Deutscher Mühlentag, 29. Mai 2023, ab 9 Uhr
Führungen und Imbiss
Brehna: Hädickes Windmühle auf Rollen
Laut Stiftung Denkmalschutz gilt sie als eine der besterhaltenen Windmühlen weit über die Region hinaus. Um 1845 mit samt Wohnhaus und Stall "auf einer Viertelhufe Feld" errichtet, kaufte sie der 23-jährige Windmüller Reinhold David Hädicke anno 1876. Seitdem ist sie in Familienbesitz und bis heute eine markante Erscheinung, direkt an B9 und 100 im Landkreis Anhalt-Bitterfeld. Das Aussehen änderte sich über die Jahre. Nach einem Unwetter 1946 wurde die Bockwind- zur Paltrockmühle umgebaut, heißt: Der hölzerne Bock wurde entfernt und durch ein ringförmiges Mauerwerk mit einem Rollenkranz ersetzt, auf dem der gesamte Mühlenkörper drehbar gelagert ist. Seit 1976 steht sie unter Denkmalschutz. Bis 1991 war sie in Betrieb. Die Jalousie-Flügel kommen dank eines möglichen Elektroantriebs auch bei Flaute in Gang.
Die Nachfahren des ersten Müllers kümmern sich bis heute um das besondere Erbstück: Neben einem Schrotgang und zwei Walzenstühlen sind auch die Anlagen zur Getreidereinigung, Vermahlung bis hin zur Sichtung und Mischung des Mehles noch erhalten. Erhalten wird sie durch das große Engagement der Familie und die Unterstützung der Stiftung Historische Mühlen. Zum Deutschen Mühlentag gibt es Führungen durch die Müllersfamilie.
Weitere Informationen
Hädicke-Mühle
Quetzer Weg 9
06796 Sandersdorf-Brehna
Deutscher Mühlentag, 29. Mai 2023, 10 bis 17 Uhr
Führungen
Eintritt frei
Abbenrode: Auf dem Harzer Mühlenweg zu "Otto" wandern
Zahlreiche Wassermühlen gab es einst in Abbenrode. Dank des Heimat-, Kultur- und Museumsvereins lassen sich sechs einstige Standorte auf einem rund drei Kilometer langem Mühlenweg entlang der Ecker erwandern. Schautafeln informieren über ihre Geschichte in Abbenrode. Um 964 hatte ein Mönch namens Abbo die kleine Siedlung begründet. Wald wurde gerodet, um Äcker anzulegen. Das Kloster fiel den Wirren des Bauernkrieges 1525 zum Opfer, überdauert hat zumindest eine voll funktionsfähige Mühle.
Highlight des Mühlenweges ist die Mühle "Otto". Dort wird am Pfingstmontag wieder im Schrotgang Korn gemahlen. Außerdem sind dort die Modelle vom Abbenröder Eisenhammer, der Papiermühle Schulze und der Getreidemühle Wegert zu sehen. Diese Modelle, eine Einmaligkeit im Harzer Raum, werden mit Wasser angetrieben, wie Andreas Weihe vom Verein betont. Zu entdecken ist am Pfingstmontag außerdem die historische Stellmacherei in der Mühle Zimmermann.
Das Mühlenfest findet neben der Mühle auf dem Gelände des Heimatmuseums statt, mit Angeboten für Kinder, Musik, deftigen Speisen. Auch im Heimatmuseum lohnt ein Besuch, um mehr über das Leben und Arbeiten im Mühlen-Zeitalter zu erfahren, aber auch darüber, warum Napoleon den Ort dem Erdboden gleich machen wollte oder wie es war, als Abbenrode zu DDR-Zeiten im Sperrgebiet lag. Der Harzer Grenzweg führt nur rund 100 Meter am Ort vorbei. Aber das ist eine andere Geschichte ...
Weitere Informationen
Heimar-, Kultur- und Museumsverein Abbenrode e.V.
Mühle "Otto"
38871 Abbenrode
Im Winkel 3-5
Deutscher Mühlentag, 29. Mai 2023, 11 bis 18 Uhr Mühle "Otto"
Mühlenfest mit Führungen, Angeboten für Kinder, Musik, Handwerkermarkt, Gastro
Führungen, Mahlen im Schrotgang, Mühlen-Modelle aus Abbenrode mit Wasserantrieb zu sehen
Heimatmuseum "Zur Linde"
Ebenfalls am Mühlenweg gelegen, gibt es dort auf drei Etagen viel über die Handwerks-, Orts- und Nordharzgeschichte zu erfahren.
Außerdem findet auf dem Gelände das Mühlenfest mit Angeboten für Kinder und Kaffeetafel statt.
Musik kommt vom Harzer Mundartkinderchor "Harzer Kramms" aus Wernigerode und "Piper Nils und Betti" aus Schladen sorgen.
Ronny Zimmermann, Enkel vom letzten Stellmacher Edmund Zimmermann in Abbenrode, öffnet seine historische Stellmacherei von 1740 und führt die historischen Maschinen dem interessierten Publikum vor. Auch wird die Mühle Zimmermann wieder am Mühlentag dabei sein, Führungen bzw. Kaffee und Kuchen anbieten.
Anreise / Parken
Es wird gebeten, den Großparkplatz am Dorfgemeinschaftshaus in der Hahnstraße zu nutzen (ausgeschildert und kostenlos). An der Mühle "Otto" und Heimatmuseum sind keine Parkplätze vorhanden – bitte Hinweisschilder beachten!
Blankenburg im Harz: Regensteinmühle
Einst versorgte die Regensteinmühle den Grafen mit Mehl und Öl. Daran erinnern heute nur noch zwei nachgebaute Wasserräder mit rund vier Metern Durchmesser im Fels des markanten Regenstein-Massivs rund zwei Kilometer entfernt von Blankenburg im Harz. Dass es sich hier nicht um eine einfache Wassermühle aus dem 12. Jahrhundert handelte, sondern um eine komplexe Anlage mit einem rund zwei Kilometer langen Mühlgraben, zwei etwa 20 Meter langen Wasserstollen sowie einigen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, ergaben archäologische Grabungen von 1988 bis 1991. Bis ins 15. Jahrhundert war die Mühle demnach in Betrieb, danach verfiel sie. Die Überreste wurde im 17. und 18. Jahrhundert in militärische Anlagen der Preußen integriert und schließlich gesprengt.
Nach der Wende begannen Enthusiasten mit der Rekonstruktion der Anlage. Neben den Wasserrädern sind zwei Wasserstollen, ein teilrekonstruiertes Wehr, ein Freigerinne und freigelegte Grundmauern früherer Mühlengebäude zu besichtigen. Wer an einer Erkundung interessiert ist, könnte das Gelände bei einer Wanderung erkunden. Vielleicht ausgehend von der Burg, wo am Pfingstwochenende Ritterfest gefeiert wird. Der Rundweg von der Burg über die Sandsteinhöhlen zur Regensteinmühle lässt sich gut online planen.
Weitere Informationen
Burg und Festung Regenstein
Am Platenberg
38889
Blankenburg
Anreise/Parken
Aufgrund des Mittelalterfestes auf der Burg verkehren Shuttle-Busse von den öffentlichen Parkplätzen Am Platenberg und Am Hasenwinkel. Von dort oder von der Burg aus könnte die Wanderung beginnen.
Halberstadt: Wassermühle Klein Quenstedt
Die Wassermühle Klein Quenstedt bei Halberstadt im Landkreis Harz ist seit sieben Generationen in Besitz der Familie Heucke. Allerdings ist der Nachfahre Ulrich Heucke Mediziner, seit 2000 wird die Mühle von einem Verein unter seinem Vorsitz betreut. Ziel ist es, die wertvollen historischen Maschinen und Gebäude zu erhalten. So wurden in den letzten 20 Jahren der Mühlgraben vom Assebach zur Mühle mit den Wehren, der Mühlenteich, das Mühlrad, aber auch die Dächer erneuert. Urkundlich erwähnt wurde die Mühle erstmals um 1750, technisch modernisiert um 1888. Aus dieser Zeit stammt die noch funktionstüchtige Ausstattung mit Reinigungs- und Schälmaschine, Mahlgang und Walzenstühlen.
Zum Deutschen Mühlentag gibt es spannende Einblicke in die mühevolle Arbeit der Müller vom Keller "mit dem liegenden Zeug" bis zum vierten Boden mit Aufzugsmaschinerie und auch Führungen speziell für Kinder. Das hat seit 30 Jahren Tradition, sagt Ulrich Heucke. Ob mit oder ohne Mahlgang hängt vom Wasser ab: "Der Assebach hat uns leider in den letzten Jahren immer wieder buchstäblich auf dem Trockenen sitzen lassen", erzählt er. Für Kinder gibt es im Mühlengarten aber auch Spiel- und Bastelangebote sowie einen Imbiss und selbst gebackenen Kuchen.
Weitere Informationen
Verein Wassermühle Klein Quenstedt e.V.
Klein Quenstedt
Im Winkel 63
38822 Halberstadt
Deutscher Mühlentag, 29. Mai 2023, 10 bis 18 Uhr
Führungen
Kinderführungen um 10:30 und 14:00 Uhr
Imbiss-Angebot
Eintritt frei, Spenden willkommen
- Sachsen-Anhalt